Ottonen

Ottonen · 19. August 2018
Gerbert von Aurillac war 40 und fühlte sich zu Höherem berufen. Das Kind einfacher Eltern hatte bereits einen Kaiser unterrichtet, war berühmt für seine scharfzüngigen Reden, seine mathematischen und astronomischen Kenntnisse. Doch jetzt war er schon seit einigen Jahren Leiter der Domschule von Reims und im Nebenjob Sekretär und Diplomat in Diensten des Reimser Erzbischofs. Zweifellos hoch angesehene Positionen, aber Gerbert hatte nicht vor, sein Leben als Lehrer zu beschließen.

Ottonen · 11. August 2018
Gerbert war klug und ehrgeizig, außerdem konnte er jeden in Grund und Boden reden. Er hatte schon als Mönch das Ohr der Mächtigen, war Abt, Bischof und - als letzte Stufe der Karriereleiter - auch noch Papst. Als Papst nannte er sich Silvester II., doch selbst im Lexikon des Mittelalters wird er als Gerbert geführt. Das hätte ihm sicher gefallen, denn auch als Papst unterschrieb er mit: Gerbertus qui est Silvester, Gerbert, der Silvester ist.

Ottonen · 07. Juli 2018
Sphragistik beschäftigt sich mit der äußeren Gestalt und der Funktion von Siegeln - gähn. Ja, das klingt nicht gerade aufregend. Doch in früheren Zeiten waren Siegel ein wichtiges Kommunikationsmittel und die Berater des Herrschers zerbrachen sich die Köpfe über ihre Gestaltung. Da wurden komplexe Bildprogramme entwickelt. Heute noch werden notarielle Beglaubigungen gesiegelt und ohne Siegel auf dem Kennzeichen zieht die Polizei das Auto aus dem Verkehr.

Ottonen · 17. Juni 2018
Hatten wir gerade ein historisches Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und Kim Jong-un? Warten wir es ab. In die Geschichtsbücher wird es diese Inszenierung auf jeden Fall schaffen. War ja auch darauf angelegt. Wie liefen solche Treffen in früheren Zeiten ab? Besser vorbereitet. 921 trafen sich Heinrich I. und Karl III. mitten auf dem Rhein und schlossen ein Freundschaftsbündnis. Ein Vertrag, der kaum das Pergament wert war, auf das er geschrieben wurde. Soll vorkommen.

Ottonen · 01. Juni 2018
Könige haben es auch nicht immer leicht. Manchmal müssen sie sich ständig zu Boden werfen, damit sie ihren Willen bekommen. Wir kennen das ja von renitenten Kleinkindern an der Supermarktkasse. Könige im Mittelalter waren allerdings nicht mit einem Überraschungsei zufrieden, sie wollten gleich ein ganzes Bistum. So wie Heinrich II., der Bamberg zu einem Dom und einem berühmten Kaisergrab verhalf.

Ottonen · 21. April 2018
Das junge Paar wäre ein Glücksfall für die Klatschpresse gewesen, der 18 Jahre alte Kaiser Otto II. und Theophanu, die Kaiserin, das dreizehnjährige Mädchen aus dem fernen Byzanz. Vier Kinder, eine dramatische Geburt, eine nicht immer wohlwollende Schwiegermutter und ein unerwarteter früher Tod des Gatten. Was will man mehr. Doch Theophanu war weit mehr als nur "die Frau an seiner Seite". Festigkeit und männliche Wachsamkeit bescheinigten ihr die Zeitgenossen.

Ottonen · 13. April 2018
Fünf lange Jahre hatte sich Kaiser Otto der Große um eine Braut für seinen Sohn bemüht. Endlich hatte man am Kaiserhof im fernen Konstantinopel ein Einsehen und schickte ein zwölfjähriges Mädchen auf die Reise. Das Kind mit dem schönen Namen Theophanu war zweifellos gut geraten, es hatte nur einen Fehler: Es war keine Prinzessin. Nicht wenige am ottonischen Hof schmollten und fühlten sich übervorteilt, doch es sollte sich zeigen, dass sie es hätten schlechter treffen können.

Ottonen · 19. Januar 2018
Abd ar-Rahman III., Herrscher über al-Andalus, Kalif von Córdoba, gab sich geschlagen. Wenn er es denn unbedingt wolle, dann könne der standhafte Mönch auch in einem Sack vor ihm erscheinen. Und so trat Johannes, zum Entsetzen der Höflinge lediglich bekleidet mit einer in ihren Augen unstatthaft schlichten Mönchskutte, vor den prächtig gewandeten, auf einem Diwan ruhenden Kalifen. Damit nahm ein sechs Jahre währendes diplomatisches Drama ein versöhnliches Ende.

Thronendes Herrscherpaar um 1250. Magdeburger Dom. Heilig-Grab-Kapelle.
Ottonen · 13. Oktober 2017
Im Jahr 929 machten sich zwei angelsächsische Prinzessinnen auf den Weg über den Kanal. Ihr Ziel war der Hof des ostfränkischen Königs Heinrich. Der hatte König Aethelstan von Wessex, der als Gründer des Königreichs England gilt, um eine ganz besondere Braut für seinen Sohn Otto (den Großen) gebeten. Aethelstan schickte gleich zwei seiner Halbschwestern zur Auswahl. Das mag auch daran gelegen haben, dass das Königshaus von Wessex mit sehr vielen Prinzessinnen gesegnet war.

Ottonen · 08. September 2017
Eine jugendliche Witwe, die sich einen Mönch als Privatlehrer auf ihre Burg holt. So etwas befeuert nicht nur die Phantasie der Zeitgenossen. Unziemliche Andeutungen gab es bereits im 10. Jahrhundert, tausend Jahre später dichtete man den beiden eine keusche Liebesgeschichte an, 1989 entstand daraus eine sechsteilige Fernsehserie, 2010 gab es sogar Pläne für ein Musical. Klatsch und Tratsch - natürlich. Aber was wissen wir wirklich über Hadwig, die jung verwitwete Herzogin von Schwaben?

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