Wer von ignis sacer, dem Heiligen Feuer, befallen war, glaubte, innerlich zu verbrennen. Finger, Zehen, ganze Gliedmaßen wurden taub, verfärbten sich schwarz und fielen schließlich ab. Wer nicht an Infektionen starb, dem blieb nur ein elendes Leben. Lange hielt man das Heilige Feuer für eine ansteckende Krankheit, da sie stets lokal begrenzt und gehäuft auftrat. Aber das Heilige Feuer war keine Seuche, sondern eine Vergiftung mit dem Mutterkornpilz. Der Tod kam im Herbst mit der Getreideernte.
Ein Virus lässt unsere Welt stillstehen. Klopapier wird rationiert, Nudeln sind knapp und Tomatendosen aus. Offensichtlich hat die Menschheit beschlossen, ihre letzten Tage Pasta essend auf dem Klo zu verbringen. Kann man machen, muss man aber nicht. Blicken wir in vergangene Zeiten, in denen man sich entscheiden musste, ob man als Kranker lieber einem Arzt oder einem Heiligen vertraute. Besonders erfolgversprechend war beides nicht. Da haben wir es besser. Das hat doch auch etwas Tröstliches.