Projekt Zeitlotse

Mittelalter auf Anfang

Historia magistra vitae - Geschichte ist die Lehrmeisterin des Lebens (Cicero 55 v.Chr.).    

Schreckliche Geschichten

Schon mal was von „Horrible Histories“ gehört? Das sind Geschichtsbücher für Kinder (und Erwachsene) mit viel Wortwitz, vielen Zeichnungen und - wie es sich für ein Kinderbuch gehört - viel Unappetitlichem. Very british! Da hat einer Geschichte durchgeschüttelt, entstaubt und nur noch das aufgeschrieben, was interessant ist, zum Beispiel die Toilettengewohnheiten in verschiedenen Zeitaltern. Titel wie die (Achtung Alliteration!) „Groovy Greeks“, „Rotten Romans“ oder die „Georgious Georgians“ sind nicht nur in Großbritannien Bestseller.

Als ich vor ein paar Jahren auf dem Flughafen in Dublin festsaß, vertrieb ich mir die Zeit mit großem Vergnügen mit den „Horrible Histories“. So etwas sollte man einmal bei uns machen, dachte ich. Und fing an, mich mit dem furchtbar-frommen Frühmittelalter zu beschäftigen. Aber dann kamen mir zwei Dinge in die Quere, erstens ist mein Zeichentalent eher bescheiden und die „Horrible Histories“ leben nun mal zu einem guten Teil durch ihre witzigen Zeichnungen und zweitens finde ich als Historikerin doch zu sehr Gefallen am Staub der Geschichte, um ihn leichten Herzens abschütteln zu können.

Worum geht es?

Aber wenigstens wollte ich es schaffen, den Leser sicher durch die öden Untiefen der Geschichte zu führen ohne ins Seichte abzudriften. Also locker mit Anspruch. Herausgekommen ist das Projekt Zeitlotse. Zeitlotse besteht aus einer Reihe von Artikeln über das frühe Mittelalter, grob die Zeit von 500 bis 1000. Die ersten Folgen beschäftigen sich ganz klassisch mit den Grundzügen der politischen Geschichte von der Auflösung des Römischen Reiches bis zu Heinrich II., dem letzten Ottonen. Dann wird es um allgemeinere Themen gehen wie Religion, Verwandtschaft, Arbeit, Reisen und mehr. Toilettengewohnheiten kommen - soweit ich weiß - nicht vor und auch keine Kochrezepte. Räumlich beschränke ich mich zunächst auf Gallien, um dann den Fokus auf die Gebiete rechts des Rheins zu legen. Frankreich, England, Italien, Spanien werden nur am Rand gestreift. Und Achtung! Es ist nur ab und zu lustig!

Jeder Artikel beginnt mit einer Zeitlinie. Im Text selbst sind zu wichtigen (und weniger wichtigen) Begriffen Erklärungen eingefügt. Am Ende gibt es ein Personenverzeichnis und ein kurzes kommentiertes Verzeichnis der von mir benutzten Literatur. Auf Anmerkungen wurde bewusst verzichtet. Sie machen das Lesen immer so mühsam.

Warum ausgerechnet Mittelalter?

Mit irgendetwas muss man ja anfangen. Und sei es nur, um all den wandernden Medicussen und Huren etwas wissenschaftlich Fundiertes entgegenzusetzen. Fehlurteile über das „dunkle Zeitalter“ halten sich ja besonders hartnäckig. Um gleich mit den gängigsten aufzuräumen:

  • Folter ist keine Erfindung des Mittelalters.
  • Hexen wurden erst in der frühen Neuzeit systematisch verfolgt.
  • Und die Erde stellte man sich als Kugel und nicht als Scheibe vor.