Sollte man sich nicht gerade in einem Gebiet mit niedrigen Inzidenzen befinden, was wohl für die meisten von uns zutrifft, sind die Türen der Museen geschlossen. Von all den in jahrelanger Arbeit konzipierten Ausstellungen bleiben dem verhinderten Besucher nur die Kataloge. Was folgt, ist der Versuch, eine Ausstellung zu bewerten, die man nicht gesehen hat. "Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht" - gerade nicht in Mainz zu sehen.
Das Badische Landesmuseum in Karlsruhe zeigt (unter anderem) die opulente „Türkenbeute“ des Markgrafen Ludwig Wilhelm in einer Sonderausstellung. Das 17. Jahrhundert war eine Zeit der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Orient und Okzident, aber auch des kulturellen Austausches. Wer sich an etwas „Säbelgerassel“ nicht stört, findet in Karlsruhe eine lehrreiche und farbenprächtige Ausstellung.
Vor genau 500 Jahren landete Hernán Cortés mit ein paar hundert Abenteurern im Golf von Mexiko. Zwei Jahre später lag Tenochtitlán, das glanzvolle Zentrum des aztekischen Imperiums, in Schutt und Asche. Mit der spanischen Eroberung wurde eine blühende Hochkultur zerstört. Das Stuttgarter Lindenmuseum widmet den Azteken eine große Ausstellung, die den Fokus trotz des Jubiläums nicht auf das jähe Ende legt, sondern sich erfolgreich an einem Gesamtblick auf die aztekische Zivilisation versucht.
In der Londoner Royal Academy of Arts lässt die Renaissance die Hüllen fallen. Die geschundenen Körper christlicher Märtyrer, eine üppige Venus, ein koketter Heiliger, Pin-ups in privaten Andachtsbüchern - alles dreht sich um den nackten Körper. Erotisch aufgeladen fanden britische Rezensenten die gut besuchte Ausstellung. Nun ja, auf dem Kontinent ist man vielleicht weniger leicht erregbar.
Die erste Außenstelle des V&A Museums ist soeben im schottischen Dundee eröffnet worden. Der spektakuläre Bau des japanischen Stararchitekten Kengo Kuma soll für Aufschwung in der tristen Industriestadt sorgen. Wie einst Frank Gehrys Guggenheim-Museum in Bilbao. Vielleicht sollte man die Hürde etwas tiefer legen. Funktioniert hat das nämlich bisher nur in Bilbao. Für das schottische Selbstwertgefühl ist das Museum aber schon mal ein Glücksfall.
Stuttgart hat eine neue gute Stube: StadtPalais - Museum für Stuttgart. Ein Museum, das gleich zu Beginn die richtige Frage stellt: Wer ist ein Stuttgarter/eine Stuttgarterin? Die Antwort muss man selbst herausfinden. Und das kann durchaus unterhaltsam sein.