Da begibt sich ein Mann in die Einsamkeit der Wüste und viele folgen ihm. Er begnügt sich mit dem Allernötigsten und wird gerade für die Wohlhabenden zum Vorbild. Ein Leben im Dunstkreis von Schilfmatte, Schaffell und einer Schriftrolle. Nicht einmal Marie Kondo fände da noch was zum Aufräumen.
Um das Jahr 395 hatte Arsenius genug vom üppigen Leben am Hof des Kaisers Theodosius und zog sich in die Einsamkeit der ägyptischen Wüste zurück. Dachte er jedenfalls. Doch die heiligen Männer der Wüste waren ein beliebtes Reiseziel betuchter römischer Damen. Der sich von so viel Weiblichkeit gestört fühlende Arsenius fürchtete, der Ozean werde sich „in eine Landstraße für Tausende von Weibern verwandeln“, alle unterwegs, um ihn zu sehen. Und an allem war Helena schuld.
Nach ihrem Tod werden manche Menschen auf eine Säule gestellt - entweder sinnbildlich oder in Stein gemeißelt. In längst vergangenen Zeiten fühlten sich einige Männer berufen, sich schon zu Lebzeiten auf eine Säule zu stellen. Andere fanden das unangemessen und griffen in die Trickkiste, um das Leben der Säulensteher wieder in geordnete Bahnen zu bringen.
Simeon lebte mehr als 30 Jahre auf einer Säule in der syrischen Wüste. Eine asketische Übermotivation kam unter den frühen Christen des 5. Jahrhunderts immer mal wieder vor - jedenfalls im östlichen Mittelmeerraum. Simeon war besonders erfinderisch, wenn es um die Zerstörung seines Körpers ging. Ein Leben im Tod nannte es der Dichter Alfred Tennyson. Heiligkeit war nur im Kampf gegen sich selbst zu erringen. Und der trieb manchmal seltsame Blüten.
Rabimmel, rabammel, rabumm. Waren Sie letzte Woche auch beim Laternenlauf und haben Sie auch - wie jedes Jahr - die Geschichte vom heiligen Martin und dem geteilten Mantel gehört? Alle Jahre wieder! Aber wußten Sie auch, dass Martin einer der ersten Heiligen war, die eines natürlichen Todes starben? Dass man ihn wegen seines ungepflegten Äußeren kritisierte? Und dass um seine Leiche ein erbitterter Streit entbrannte?
Johannes von Gorze gehört zu den interessanteren Persönlichkeiten der Ottonenzeit. Aus einfachen Verhältnissen stammend, stieg er bis zum Abt des Klosters Gorze auf. Das war schon ungewöhnlich, denn solche Posten waren eigentlich dem Adel vorbehalten. Ein Bauernsohn als Abt - da musste manch einer aus guter Familie schlucken. Man merkt das an kleinen Bemerkungen in der Lebensbeschreibung des Johannes, geschrieben von einem ehemaligen Mitbruder. Aus dem Leben eines Aufsteigers - Teil 1.
Leicht war dieses Leben gewiss nicht, aber immerhin selbstgewählt. Im Jahr 916 ließ sich Wiborat in St. Gallen bei der Magnuskirche einmauern. Sie hatte beschlossen, den Rest ihres Lebens in einer spartanischen Zelle zu verbringen, Geist und Fleisch abzutöten, um so Gott näher zu sein. Diese extreme Lebensform wählten im Mittelalter immer wieder Frauen und auch Männer, gestorben für die Welt, lebten sie trotzdem nicht in völliger Isolation.