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Woher kommt der Valentinstag eigentlich?

Erdmännchen dreht sich um. Schon wieder Valentinstag?
Schon wieder Valentinstag?

Haben Sie am 14. Februar an Ihren Liebsten oder Ihre Liebste gedacht? Ich fand ja, dass es dieses Jahr etwas ruhiger zuging. Kann aber auch der Grippe geschuldet sein. Der Valentinstag hat in unseren Breiten keine lange Tradition. Angeblich soll 1950 in Nürnberg der erste Valentinsball stattgefunden haben. Schuld sind natürlich die Amerikaner. In den USA hat der Tag der Liebenden einen hohen Stellenwert. Besonders gerne verschickt man Karten, 200 Millionen pro Jahr. Da kann sich schon enormer sozialer Druck aufbauen, wenn am 14. Februar gähnende Leere im Briefkasten herrscht. Im Nachkriegsdeutschland (West) war man amerikanischen Gepflogenheiten gegenüber ja sehr offen, die Einzelhändler waren auch nicht böse über eine zusätzliche Verdienstmöglichkeit und so, möchte man fast sagen, nahm das Verhängnis seinen Lauf. Herzen wohin man sieht. Aber woher kommt der Valentinstag überhaupt? Er nahm seinen Anfang im spätantiken Italien, war im 14. Jahrhundert in England (und vielleicht auch in Frankreich) populär, erreichte mit den Auswanderern den amerikanischen Kontinent, um dann im 20. Jahrhundert wieder in Mitteleuropa anzukommen. Dort galt der 14. Februar im Mittelalter eher als Unglückstag. Man glaubte, es sei der Geburtstag des Jesusverräters Judas Iskariot. Kein guter Tag für Liebesbeziehungen!    

Der heilige Valentin

Wie so oft steht am Anfang ein Heiliger. Das Problem ist: Es gab viele Märtyrer mit Namen Valentin. Das macht die Zuordnung etwas schwierig. Im allgemeinen geht man davon aus, dass Valentin von Terni der Namensgeber des Valentinstags ist. Der Bischof soll unter Kaiser Claudius Gothicus (268 - 270) an einem 14. Februar enthauptet worden sein. Angeblich war er nach Rom gerufen worden, um einen Kranken zu heilen, was ihm auch gelang. Nach diesem Heilungswunder missionierte er erfolgreich unter den Römern und erregte so die Aufmerksamkeit der Obrigkeit. Der Legende nach traute er viele Paare und beschenkte sie mit Blumen aus seinem Garten. Die von ihm geschlossenen Ehen sollen besonders beständig und glücklich gewesen sein.

Wilde Feste in Rom

Der Ursprung des Valentinstags ist aber womöglich noch älter. Alljährlich wurden in Rom am 15. Februar die Lupercalien gefeiert (lupercus ist der Wolfsabwehrer). Es war das Hauptfest des römischen Herdengottes Faunus. Das Lupercal war eine Höhle am Fuß des Palatins. Der Legende nach sollen hier Romulus und Remus von der Wölfin gesäugt worden sein. Die Lupercalien begannen mit der Opferung eines Bocks. Nach dem Opfermahl zogen die Priester, nur mit einem Schurz aus Ziegenfell bekleidet, durch die Straßen. Mit Riemen aus der Haut des geopferten Tieres schlugen sie dabei Frauen. Es war ein Reinigungs- und Fruchtbarkeitsritual. Die Frauen erhofften sich Kindersegen und eine glückliche Ehe. Erst 494 konnte Papst Gelasius ein Verbot der Lupercalien durchsetzen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass heidnische Feste christlich umgedeutet wurden. Gut möglich, dass der Valentinstag die Lupercalien ablösen sollte.

Wenn Vögel Hochzeit halten

Im angelsächsischen Sprachraum galt der 14. Februar als der Tag, an dem sich die Vögel paaren. Geoffrey Chaucer schrieb darüber ein Gedicht, das „Parlament der Vögel“, ein Gedicht in sage und schreibe 100 Strophen. Entstanden ist es um 1381/82. Sein Gedicht stellt die erste Verbindung zwischen dem Valentinstag und der Hochzeit der Vögel her.

„Denn Feiertag Sankt Valentins war’s eben,/An dem zur Gattenwahl nach diesem Ort/Sich alle Vögel, die man kennt, begeben.“ Die Vögel haben dabei ganz unterschiedliche Vorlieben, die Turteltaube befürwortet ewige Treue, während der Kuckuck feste Bindungen scheut und für Abwechslung im Liebesleben plädiert. Das Gedicht ist möglicherweise eine Auftragsarbeit für ein Valentinsfest am Hof König Richards II., vielleicht auch aus Anlass der Hochzeit des 15jährigen Königs mit der gleichaltrigen Anne von Böhmen. Die Ehe blieb kinderlos, soll aber glücklich gewesen sein. Als Anne mit 28 Jahren an der Pest starb, war Richard am Boden zerstört. Anne wurde in England nicht gerade freundlich begrüßt, obwohl ihr Vater, Kaiser Karl IV., der wohl mächtigste Mann seiner Zeit war. Das lag vor allem daran, dass sie keine Mitgift mitbrachte, sondern Richard ihrem Bruder eine größere Summe zahlen musste. (Kleiner Exkurs aus der Reihe: Wissen zum Angeben)

Also, werte Herren, entweder Sie engagieren einen Auftragspoeten oder Sie schreiben selbst 100 Strophen für den nächsten Valentinstag. Ich würde schon mal anfangen. Alternativ bieten sich natürlich die Riemen eines frisch geschlachteten Ziegenbocks als Überraschung an. Oder Blumen. Mit Fruchtbarkeit hat jedenfalls alles zu tun.

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