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Barcelona - die laute Schöne

Menschen auf der Rambla in Barcelona
Früher Vormittag auf der Rambla.

Barcelona ist eine schöne Stadt. Aber Barcelona ist auch laut, hektisch und voller Touristen. Im Reiseführer heißt es, die Spanier flanierten gern. Dann kann es nicht viele Spanier in Barcelona geben. Überall Gedrängel, auf den Ramblas, auf dem Passeig de Gràcia, in der Boqueria, dem berühmtesten Markt der Stadt, wo die Leute zum Leidwesen der Händler nur fotografieren, aber nichts kaufen. Die Stadt nimmt Platz 4 auf der Rangliste der beliebtesten europäischen Städte ein, nach Paris, Rom und London. Fast 7,9 Millionen Übernachtungsgäste wurden 2014 registriert, die Besucher, die täglich mit den Kreuzfahrtschiffen kommen, gar nicht mitgezählt. Auch ohne Touristen ist Barcelona eine der am dichtesten besiedelten Städte Europas. Die Stadt bietet viel: Shopping, gutes Essen, Nachtleben und Kultur. Zum Beispiel junge Männer, die anlässlich ihres Junggesellenabschieds als männliches Geschlechtsteil durch die Gassen des gotischen Viertels laufen. Aber das hat ja schon etwas Mittelalterliches. Da durfte man während der Fastnacht auch mal so richtig die Sau rauslassen. Dann begann die lange Zeit der Buße. Ist beim Junggesellenabschied ja so ähnlich.    

Bescheidene Anfänge und dicke Mauern

Um 600 v.Chr. ging es noch ruhig zu in Barcelona. In der Gegend lebten vielleicht ein paar Hundert Laietani. Sie jagten, töpferten, hielten Vieh und bauten Getreide an. 236 v.Chr. wurde das Gebiet von dem karthagischen General Hamilkar Barkas, dem Vater Hannibals, erobert. Von ihm soll die Siedlung den Namen Bàrcino erhalten haben. Wegen der Namensgleichheit. Sicher ist das aber nicht. Ein paar Jahre später kamen die Römer. 218 v.Chr. machten sie das heutige Tarragona zu ihrer permanenten Militärbasis. 15 n.Chr. gründeten die Römer die Colonia Iulia Augusta Paterna Faventia Barcino, die Keimzelle des heutigen Barcelona. Das Leben in der Provinz ging seinen gewohnten Gang. Handel und Dienst in der Armee sorgten für einen gewissen Wohlstand. 270 n.Chr. fielen die Barbaren ein, Alemannen und Franken überrannten die Stadtmauern und plünderten, was nicht niet- und nagelfest war. Die Barceloni zogen in den nächsten 30 Jahren die Mauer wieder hoch, machten sie zwei Meter dick und errichteten alle zwei Meter einen 18 Meter hohen Turm. Stolze 78 Türme kamen so zusammen.

Westgoten, Mauren und Franken

Auf der Suche nach Land, auf dem sie siedeln konnten, kamen die Westgoten unter ihrem König Athaulf nach Spanien. Im Schlepptau hatte er als Geisel Galla Placidia, die Schwester des weströmischen Kaisers Honorius. Der Barbar heiratete schließlich die Römerin, die ihm 414 in Barcelona einen Sohn gebar. Für drei Jahre war Barcelona die Residenz der Westgoten. Wegen seiner starken Befestigung blieb die Stadt ein wichtiger Stützpunkt. 711 erreichten die Mauren die Iberische Halbinsel. Sie eroberten Tarragona, zerstörten es und massakrierten seine Einwohner. Um demselben Schicksal zu entgehen, ergab sich Barcelona 717 freiwillig. Die Mauren wandelten die Kirche in eine Moschee um und erhoben von Christen und Juden Steuern. 801 kam Ludwig der Fromme, der Sohn Karls des Großen, über die Pyrenäen und vertrieb die Mauren nach einer längeren Belagerung. Barcelona gehörte nun zum Reich Karls des Großen. Die Spanische Mark war Grenzgebiet zu den Mauren im Süden. Karl der Große setzte einen königlichen Beamten ein, der sich Graf von Barcelona nennen durfte. 826 war das Bernhard von Septimanien, dem man ein Verhältnis mit der Kaiserin Judith, der Frau Ludwigs des Frommen, nachsagte.

Ein Mönch, ein mächtiger Graf und ein kleines Mädchen

Die weit entfernten Karolinger hatten schon bald keinen Einfluss mehr auf die Besetzung des Grafenamtes. Der letzte Graf Barcelonas, der von den Karolingern eingesetzt wurde, war Wilfried I. mit dem schönen Beinamen der Haarige. Barcelonas Vorteil waren seine starken Befestigungsanlagen und seine vorteilhafte Lage. Durch eine ausgeklügelte Bündnispolitik wurde die Stadt im Mittelalter zur Hauptstadt des Königreichs von Aragón. 1137 verlobte sich Raimund, Graf von Barcelona, mit der aragonesischen Thronerbin Petronella. Das Mädchen war gerade mal ein Jahr alt, als es verlobt wurde, vollzogen wurde die Ehe als Petronella mit 14 volljährig geworden war. Ihr Vater Ramiro II. von Aragón, genannt der Mönch, hatte Petronella gleich nach ihrer Geburt zur Erbin bestimmt. Denn Ramiro war der jüngste Spross des Königshauses von Aragón gewesen und für eine geistliche Laufbahn vorgesehen. Er hatte bereits geistliche Weihen empfangen, wurde aber mangels anderer legitimer Familienangehöriger 1134 zum König gewählt. Er fühlte sich in dieser Position offensichtlich nicht sehr wohl, (die Zeiten waren auch schwierig), denn nach der Verlobung seiner Tochter mit dem Grafen übertrug er die Regierungsgewalt an seinen designierten Schwiegersohn und ging wieder ins Kloster. Den Königstitel behielt er allerdings bis zu seinem Tod. Seine Frau kehrte in ihr Heimatland Aquitanien zurück, sie starb mehr als 20 Jahre später als Nonne. Barcelona wurde zur führenden Macht im westlichen Mittelmeerraum. Der wirtschaftliche Aufschwung ging einher mit einem Bauboom.

Santa Eulalia

Die Kathedrale ist der Schutzpatronin Barcelonas gewidmet, der heiligen Eulalia. Vor der Kathedrale standen auf dem Grundstück eine frühchristliche Basilika und eine romanische Kirche. Mit dem Bau von Santa Eulalia wurde 1298 begonnen, 1450 war die Kathedrale weitgehend fertiggestellt, bis auf die Kuppel und die Hauptfassade. Diese wurden erst viel später, zwischen 1887 und 1913 errichtet. In Krypta ist das Grab der heiligen Eulalia. Sie soll im Alter von 13 Jahren unter Kaiser Diocletian den Märtyrertod erlitten haben. Im Klostergarten an der Westseite der Kirche werden bis zum heutigen Tag 13 Gänse gehalten. Sie stehen für die 13 Lebensjahre der Eulalia.

Santa Maria del Mar

Die Basilika ist ein Symbol der Seemacht Barcelonas im Mittelalter. Sie wurde zwischen 1329 und 1384 mit Beiträgen der Anwohner erbaut. Santa Maria del Mar ist eine der wenigen Kirchen mit einer kurzen Bauzeit. Daher wirkt sie sehr homogen. Die Basilika gilt als eines der ausgewogensten Werke der katalanischen Gotik.

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