Es soll ja Menschen geben, die mit Blumen sprechen, darunter auch solche königlichen Geblüts. Angeblich bevorzugt der englische Thronfolger Prince Charles Bäume als Gesprächspartner. Das besänftigt. Damit gehört er zu den fünf Prozent der männlichen Bevölkerung, die gerne mal ein Schwätzchen mit ihrer Zimmerpalme halten. Ich persönlich spreche eher selten mit Pflanzen und wenn doch, dann wahre ich eine professionelle Distanz. Aber da das hier ein Geschichtsblog ist, wollen wir uns historisch verbürgten Pflanzenliebhabern zuwenden. Wie zum Beispiel Attalos III. Philometor Euergetes aus dem Geschlecht der Attaliden, König von Pergamon, profunder Kenner von Giftpflanzen, der seine Kenntnisse auch gleich nutzbringend verwendet haben soll, um unliebsame Freunde und Verwandte umzubringen. Philometor heißt übrigens „Verehrer der Mutter“. Neben der Liebe zu Pflanzen zeichnete Attalos auch eine unheilvolle Liebe zur Mutter aus.
Eine schrecklich komplizierte Familie
Die Familienverhältnisse sind etwas unklar. Attalos Mutter war Stratonike, eine kappadokische Prinzessin. Über den Vater streitet man sich. Stratonike wurde mit Eumenes II., König von Pergamon, verheiratet. (Eumenes ließ übrigens den Pergamonaltar bauen, den man heute in Berlin bewundern kann.) Als Eumenes wieder einmal unterwegs war, kam die Nachricht, er sei in Griechenland ermordet worden. Eumenes Bruder Attalos II. heiratete die Witwe und übernahm die Herrschaft. So weit, so gut. Nur, dass Eumenes eines Tages wieder quicklebendig vor der Tür stand. Die Brüder verstanden sich eigentlich gut, aber Eumenes war nun doch ein wenig verstimmt. Also löste Attalos II. die Verbindung mit Stratonike wieder und trat ins zweite Glied zurück. In diesen Zeitraum (171 v.Chr.) fällt die Geburt von Attalos III., so dass die Vaterschaft nicht ganz sicher ist. Einige Jahre später starb Eumenes dann tatsächlich, Attalos II. nahm Stratonike wieder zur Frau und übernahm die Vormundschaft für den jungen Attalos III..
Kein Glück mit Frauen
Den Heranwachsenden stellte man im römischen Senat und in den griechischen Städten vor. Das war die übliche Kavalierstour der Antike, mit der man den künftigen König in die Gesellschaft einführte. Es sollte ein wenig dauern, doch im Alter von 33 Jahren wurde Attalos III. schließlich König von Pergamon. Die Überlieferung zeichnet das Bild eines eigenbrötlerischen Sonderlings. Das muss nicht stimmen. Jedenfalls soll er sich für Landwirtschaft, Gartenbau und Pflanzenzucht begeistert haben. Sein besonderes Interesse galt den Giftpflanzen. Er studierte ausgiebig die Wirkung von Giften und Gegengiften. Seinem Forscherdrang fielen nicht nur Sklaven, sondern auch Freunde und Verwandte zum Opfer, die er des Mordes an seiner Mutter und seiner Braut Berenike verdächtigte. Attalos III. starb mit 38 Jahren, angeblich an einem Sonnenstich, den er sich beim Verfertigen eines Denkmals für seine Mutter zugezogen haben soll. Der Wahrheitsgehalt dieser Geschichte ist nicht verbürgt. Kann auch nur antiker Klatsch sein.
Ein Königreich für Rom
Verbürgt ist der Inhalt seines Testaments. Attalos III. verfügte, dass sein Königreich und seine Schätze an Rom fallen sollten, die griechischen Städte, insbesondere Pergamon, sollten aber frei bleiben. In Rom war man begeistert und nahm das Erbe dankbar an. Insbesondere freute man sich über den königlichen Schatz. Attalos’ Beweggründe liegen im Dunkeln. Aber die Römer mussten sich noch mit dem Aufstand des Aristonikos auseinandersetzen, einem unehelichen Sohn Attalos’ II.. Aristonikos inszenierte den Kampf um das Erbe als Befreiungskampf für die Unterdrückten. Sklaven, Teile der Stadtbevölkerung und die nicht-griechische Landbevölkerung unterstützten ihn. Seine Bewegung hatte eine große Anziehungskraft. Nicht nur für Arme, auch für Intellektuelle. Ganz Kleinasien war in Aufruhr. Die römische Militärmaschinerie brauchte ihre Zeit: neun Jahre. Dann konnten die Römer Aristonikos in einen Hinterhalt locken. Er wurde nach Rom gebracht und dort getötet.
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