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Ein zänkisches Geschlecht

Was tun, wenn man nicht König wird? Man probt den Aufstand. Haben Sie das Rätsel von letzter Woche geknackt? Wer war der junge Mann, der nicht akzeptieren wollte, dass nur einer König werden sollte?

Sakramentar Heinrichs II., Krönungsbild
Das Sakramentar Heinrichs II., Pergament, um 1002, Regensburg. Eine der berühmtesten ottonischen Handschriften. Diese Seite zeigt das Krönungsbild Heinrichs II..

Die beiden Brüder, die sich seit ihrer Kindheit um die Königswürde stritten, waren Otto der Große und sein jüngerer Bruder Heinrich. Heinrich war im Gegensatz zu seinem Bruder „in aula regis“ geboren worden, zu einer Zeit, als sein Vater schon König gewesen war. Das hatte er dem Älteren voraus. Doch das zählte eigentlich nicht viel im fränkischen Reich, die Entourage um Heinrich berief sich damit auf byzantinische Vorstellungen. Dort spielte dieses Argument bei Thronstreitigkeiten durchaus eine Rolle. Mit Otto dem Großen war die Primogenitur im ostfränkischen Reich eingeführt worden. Damit wurden die jüngeren Brüder von der Herrschaft ausgeschlossen. Und Otto saß der streitbare Heinrich wie ein Stachel im Fleisch. Er (und seine Berater) mussten für den Jüngeren eine angemessene Position finden. Das war nicht einfach. Doch nach der Aussöhnung mit dem König im Jahr 941 avancierte Heinrich zu einem verlässlichen Unterstützer. Obwohl Heinrich ein Talent hatte, sich keine Freunde zu machen, hielt Otto gegen alle Widerstände zu ihm. Er brüskierte lieber seinen Sohn und seinen Schwiegersohn als sich gegen seinen Bruder zu wenden. „Und der Brüder Friede und Eintracht, die Gott wohlgefällig und den Menschen eine Freude war, wurde bald auf dem ganzen Erdkreis gepriesen...“, schrieb ein Chronist.

Man muss es nur lang genug versuchen...

948 erhielt Heinrich das Herzogtum Bayern und war damit zufrieden. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Werbung Ottos des Großen um Adelheid, die reiche und begehrte Witwe des Königs von Italien. Adelheid wurde von einem anderen Mitbewerber um ihre Hand gefangen gehalten, konnte aber in die Burg Canossa flüchten. Otto setzte Heinrich als Heerführer ein, viel zu kämpfen gab es zwar nicht, doch er führte die junge Braut aus der Gefahrenzone zu seinem Bruder Otto. In der neuen Königin hatten Heinrich und seine Familie eine Verbündete gefunden. Heinrich gilt als Stammvater eines streitlustigen Geschlechts. Sein Sohn Heinrich der Zänker machte seinem Cousin Otto II. das Leben schwer und strebte, in Nachfolge seines Vaters, selbst die Königswürde an. Die zänkische Nebenlinie der Ottonen wollte partout nicht vom Anspruch auf den Thron lassen. Erst Heinrichs Enkel versöhnte die beiden Linien, ihm gelang, was seine Vorfahren nicht geschafft hatten. Nach dem frühen Tod Ottos III. bestieg er im Jahr 1002 als Heinrich II. den Thron. Das Zänkische zeigte sich bei ihm, der als Geistlicher erzogen worden war, noch in einer gewissen Sturheit.

Zitat nach: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit, Widukinds Sachsengeschichte, hg. von Albert Bauer - Reinhold Rau, mit einem Nachtrag von Bele Freudenberg (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters / Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 8), Darmstadt 5. Aufl. 2002

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