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Herrschaftskonzepte: Ludwig der Fromme und Heinrich I.

Der dritte Band des „Zeitlotsen“ ist jetzt als E-Book bei Amazon zu haben. Wie immer kann man unverbindlich unter „Mehr über meine Bücher/Leseproben“ hereinschnuppern. Der dritte Band behandelt zwei sehr unterschiedliche Herrschergestalten: Ludwig den Frommen, den Sohn Karls des Großen, und Heinrich I., den ersten Ottonen auf dem Thron. Dazwischen liegen mehr als 100 Jahre. Dass sich beide einen Band des „Zeitlotsen“ teilen, ist reiner Zufall und der chronologischen Abfolge geschuldet. Aus unterschiedlicher Ausgangslange entwickelten Ludwig und Heinrich (und ihre Berater) neue Konzepte von Herrschaft. Der eine scheiterte, der andere hatte Erfolg. Ludwig war vielleicht nicht die erste Wahl seines Vaters, aber er war der unbestrittene Nachfolger, vom Vater mit eigener Hand zum Kaiser gekrönt, Herrscher über ein riesiges Reich. Heinrich dagegen war der Erste einer neuen Dynastie. Sein Herrschaftsgebiet umfasste zunächst nicht mehr als Sachsen und Franken. Fraglich, ob er überhaupt gekrönt wurde.

Schwäche und Stärke

Ludwig galt lange als schwacher Sohn eines starken Vaters. Doch die Probleme, mit denen sich Ludwig konfrontiert sah, hatten schon unter Karl dem Großen begonnen. Ludwig und seine Berater suchten eine zeitgemäße Antwort darauf. Nach des Vaters Tod kam Ludwig mit neuem Beraterstab und neuen Ideen nach Aachen. Krisen und Konflikte deutete man im frühen Mittelalter religiös, also musste man ihnen auch mit religiösen Mitteln begegnen. Der fromme Sohn Karls des Großen inszenierte sich als demütigen und bußfertigen Herrscher. Als das die Krisensituation nicht entschärfte, kam das Konzept an sein Ende. Seine zahlreich erlassenen Nachfolgeregelungen beschleunigten den Zerfall des karolingischen Imperiums. Ludwig, der das Reich einigen und festigen wollte, scheiterte tragisch. Doch sein Scheitern war alternativlos. Heinrich I. dagegen herrschte nur noch über einen kleinen Teil des ehemaligen Imperiums. Ihm gelang das Kunststück, Königsherrschaft zu festigen, indem er sie (fast) nicht ausübte. Er ging Konflikten aus dem Weg, suchte den Ausgleich, band seine Gegner über Freundschaftsverträge an sich und war letzten Endes erfolgreich. Ein interessantes Konzept. Noch bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts galt Heinrich als Begründer des „Deutschen Reiches“. Und wer in den 60er Jahren in die Schule ging, wurde vielleicht noch mit dem Gedicht von „Heinrich dem Vogler“ beglückt, in dem ein unbedarfter und blond gelockter Heinrich beim Vogelfang von der Nachricht überrascht wird, dass er „nach deutschen Reiches Will“ gerade Kaiser (war er nie!) geworden sei.

Monarchie: Es kann nur einen geben

Außer dem Beschreiten neuer Wege gibt es noch eine weitere Gemeinsamkeit: Ludwig und Heinrich versuchten beide, nur einen ihrer Söhne als Nachfolger zu benennen. Auch in diesem Fall scheiterte Ludwig grandios, während Heinrich seinen Ältesten Otto (später der Große) als Nachfolger durchsetzte. Der sollte erst nach Heinrichs Tod Probleme bekommen. Aber das ist Thema des nächsten „Zeitlotsen“. Freuen Sie sich auf familiären Zerwürfnisse, gescheiterte Mordkomplotte, mutterlose Kinder und einen ehrpusseligen Schwiegersohn. 

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